Zu den Künstlern und der Künstlerin:
Carlo Battisti [*1945 in Viareggio, Toscana, Italien] ist Autodidakt aus Überzeugung. Seit den 1970er Jahren hat er Arbeiten im Bereich Minimalismus und Konzeptkunst in großer persönlicher und inhaltlicher Nähe zu den jeweils aktuellen Strömungen und Akteuren der Kunstwelt Italiens erschaffen, ohne sich jedoch eindeutig zuordnen oder vereinnahmen zu lassen. So hat er seine breite Ausrichtung von Skulptur und Malerei über Objekt-und Videokunst, Grafik, Performances bis hin zu Installationen sehr individuell entwickelt und konsequent bis heute verfolgt.
Aus seinem starken literarischen Interesse schuf er 2007-08 den
Werkzyklus La Biblioteca di Babele auf Basis eines
Essays von Jorge Luis Borges, in dem er zu jedem Buchstaben des
Alphabets eine Papierarbeit aus dem gesamten, zumeist in 4 Punkt Größe
in Bleisatz gesetzten und handgedrucktem Textkörper anfertigte. Nachdem
er bei dr. julius | ap Arbeiten aus diesem Zyklus 2015 zum ersten Mal
außerhalb Italiens ausgestellt hat, fügt Battisti seither diesem Opus
magnum seither gezielt einzelne Neuinterpretationen hinzu.
Sein Werk umfasst jedoch viele weitere Aspekte, von denen ausgewählte
Beispiel die Sicht auf Battisti zu erweitern werden.
Ray Malone [*1939 in Mtarfa, Malta] bezieht sich in
seinen zeichnerischen Arbeiten direkt auf Begriffe und Kategorien des
Musikalischen, wie etwa den Rhythmus, die Komposition oder das
Choreografische. In der Synthese mit für ihn grundlegenden
künstlerischen Fragen, etwa nach den Regeln der Proportion oder der
Definition von Raum im Zweidimensionalen, zeigen die Arbeiten seine
persönliche Auseinandersetzung und Annäherung an diese Themen. Ray
Malone setzt sich dabei stets sowohl künstlerisch als auch gedanklich
und verbal mit den Eigenarten der Linie an sich auseinander. Er schreibt
beispielsweise „dass eine Linie etwa den Charakter einer Note hat“ die
der Künstler in ihrer Einzigartigkeit sichtbar zu machen als Aufgabe
hat.
Die zeichnerische Arbeit als solche wird so zum Ausgangspunkt einer
ernsthaften und konzentrierten Auseinandersetzung mit dem Zeichnen,
seinem Rhythmus, den Setzungen und abgeleiteten Raumbildungen auf dem
Papier. In seinen jüngsten Arbeiten erweitert Malone das Erforschen
dieser grundsätzlichen Fragen auf geschriebene Texte, darunter eigene
Poesie sowie Werke von Samuel Beckett und Paul Celan.
Die Arbeiten von Susan York [*1951 in Newport, Rhode
Island, US] leben in der Tradition des amerikanischen Minimal und
genießen dennoch ihre absolute Eigenheit. Neben ihren Zeichnungen ist
sie insbesondere für ihr skulpturales Werk bekannt. Die schimmernden,
silbrigschwarzen, immer leicht asymmetrischen Kuben entstehen aus
feinstem Graphitstaub. Die Künstlerin presst diesen in keramische Formen
und brennt sie anschließend bei hoher Temperatur im Brennofen. So
entstehen kompakte Skulpturen unterschiedlichster Ausmaße. Die Rohlinge
erfahren dann erst ihre eigentliche Gestaltung, indem sie in einem
aufwendigen Polierprozess geglättet werden und dadurch ihre endgültige
Form erhalten. Ihre fast schwebende Anmutung an der Wand verrät nichts
von ihrem massiven, gewichtigen Gehalt, eher schimmern sie leicht
realitätsfern, das Licht einfangend und den Betrachter zur staunenden
Kontemplation einladend.
„Die ruhige, konstante Welt der Wiederholung prägt mein Werk. Ich hoffe,
dass der Betrachter diese Ruhe spüren kann und sich fallen lässt in
diese Leere.“ [Susan York]
____________________E N G L I S H______________________
_ opening on Wednesday, October 25, 2017, 7 - 9 pm
The exhibition testura—texture highlights a common interest in the work of the Italian artist Carlo Battisti and that of the Malta-born Irishman Ray Malone: an engagement with, and work on and through language.
The work of both artists is characterized by a concentration and transformation of the written, spoken, or even thought word, and by the rendering of the resulting internal connections and relationships into visual artworks. The point of departure and connection is, on the one hand, the artists’ enduring interest in and extensive knowledge of literature, music, and art history, and on the other, the work produced in their individual artistic practices, which develops across various forms, techniques, and media while always retaining a certain subtlety and sensitivity.
The work that emerges is dense in its content and formally concrete—an aspect this exhibition seeks to foreground. Along with familiar pieces and groups of work that are already established as part of dr. julius | ap’s programme, the exhibition reveals new and surprising aspects of both artists.
Drawings by the American artist Susan York will accompany the exhibition. For several years York has made “Daily Drawings”—a project in which she creates a new drawing every day—as part of her practice, which is otherwise primarily sculptural. A selection from 2015, arranged on the four walls of the Cabinet, the additional project chamber of dr. julius | ap, according to the four seasons, presents these drawings as an installation, showing both their variety and unity.
About the artists:
Carlo Battisti [b. 1945 in Viareggio, Tuscany, Italy] is a
committed autodidact. Since the 1970’s he has been creating works in the
field of minimalism and concrete art in close personal and aesthetic
proximity to the current players and trends of the Italian art world, yet
without definitely committing to or being co-opted by any particular school.
Rather, he has consistently developed his broad interests, which range from
sculpture and painting to object- and video art, printmaking, performances,
and even installations, in an individualistic manner.
Battisti’s strong interest in literature inspired him to create the cycle La
Biblioteca di Babele in 2007-8, which is based on an essay by Jorge Luis
Borges. For this piece Battisti created a work on paper for each letter of
the alphabet from the text of the essay, in most cases hand printed in
4-point font with metal type. After showing this work for the first time
outside Italy with dr. julius | ap in 2015, Battisti has added
reinterpretations to this magnum opus,.
Ray Malone [b. 1939 in Mtarfa, Malta] refers directly in
his graphic works to concepts and categories from the realm of music, such
as rhythm, composition, and choreography. In synthesis with his fundamental
artistic questions—for example into rules of proportion or space in
two-dimensions—his works display his personal approach to and engagement
with these musical themes. In the process, Malone continually engages
artistically, theoretically, and verbally with the peculiarities of the
line. He writes, for example, “that a line has characteristics similar to a
note,” which it is the artist’s task to make visible in all their
singularity.
Malone’s graphic works thereby becomes a point of departure for a serious,
concentrated engagement with drawing: with its rhythm and positioning, and
the ways these create space on paper.
Susan York‘s [*1951 in Newport, Rhode Island, US] sculpture
and drawing live in the tradition of American Minimal Art yet her work has
its own unique identity. The silvery black shimmering and always slightly
asymmetrical cubes are created from pure, fine graphite powder. The artist
compresses the powdery material into refractory forms and fires them to a
high temperature in a kiln. Compact cubes of various sizes are created in
this way. The raw forms then undergo their forming process by being cut and
polished in a very extensive process. Hovering on the wall they betray
nothing of their massive, heavy contents. They just shimmer – far removed
from this world – catching the light and invite the viewer and his
astonished eye to contemplate.
“The quiet, constant world of repetition forms my work. My hope is that the
viewer can taste this calm and sink into its emptiness.” [Susan York]
_
Opening Matinee Sunday, September 10, 2017, 11:30 am - 14:30 pm
Arbeiten aus den 1970er Jahren
2 x 20 Bleistiftlinien 10 H – 8 B, II, 1973. Bleistift auf Karton, in Plexiglasrahmen, 51 x 51 cm. © Hartmut Böhm + dr. julius | ap / VG Bild-Kunst
Part of a three venue cooperation with
DiehlCUBE and
IKEDA GALLERY
Openings there Friday, September 8, 2017, 6 - 8 pm
Anfang September eröffnen die Berliner Galerien Volker Diehl, Ikeda und dr. julius | ap an drei Standorten Ausstellungen mit Werken von Hartmut Böhm [*1938 in Kassel].
Als einem führenden Vertreter der europäischen minimal-konkreten Kunst ist es Böhm gelungen, in den sechs Dekaden seines Schaffens andauernde große künstlerische Innovationskraft zu entfalten, ausgehend von einer der seriell-konstruktiven, auf rationaler Nachvollziehbarkeit gegründeten Arbeitsweise, über Methoden der minimal art erweiternde Werke bis hin zu aktuellen Collagen aus dinglich-gegenständlichen Objekten. Die drei Ausstellungen zeigen die Ausnahmestellung des Künstlers anhand thematisch pointierter Zusammenstellungen aus seinem Werk an den drei sehr unterschiedlichen Orten.
Objects in Dialogue im DiehlCUBE zeigt Arbeiten der vergangenen drei Jahre und lenkt den Blick auf die jüngste Werkgruppe des Künstlers: großformatige Collagen, bestehend aus Objekten und Gegenständen aus Böhms künstlerischer Praxis der vergangenen vier Jahrzehnte, die er zu spezifischen Kompositionen zusammenfügt.
Bei
IKEDA GALLERY werden ergänzend großformatige Werke Böhms
aus den 1970er bis 1990er Jahren ausgestellt, die neben der
künstlerischen Verwendung von industriell gefertigten Materialien und
Halbzeugen insbesondere die raumgreifenden Qualitäten von Böhms Arbeiten
fokussieren.
Beide Ausstellungen eröffnen am Freitag, 8. September 2017, bei IKEDA
von 18 bis 20 Uhr mit einem Shuttle zum DiehlCUBE um 19 Uhr, wo die
Vernissage von 19 bis 21 Uhr anberaumt ist.
Darüber hinaus wird am Sonntag, 10. September 2017, im Rahmen einer
Matinee bei
dr. julius | ap
von 11:30 bis 14:30 Uhr die Trias der Ausstellungen abgeschlossen.
In einem auf die frühe Radikalität des Künstlers gesetzten Akzent zeigt
HÄRTEGRADE Bleistiftzeichnungen Hartmut Böhms von
1972/73, die seinen grundlegenden konzeptuellen Ansatz, vorgefundenene
Ordnungssysteme künstlerisch systematisch zu verarbeiten, in Reinform
umsetzen.
Darüber hinaus werden wir auf der Messe POSITIONS ausgewählte Objekte und Werke aus dem Schaffen des Künstlers zeigen. Mit dieser abgestimmten Ausstellungsreihe eröffnen die drei Galerien dem Kunstpublikum - auch in der Berlin Art Week - die Möglichkeit, das innerhalb der minimal-konzeptuellen Kunstauffassung außergewöhnlich facettenreiche Werk des Künstlers in angemessener und differenzierter Weise erfahren zu können.
dr. julius | ap
Leberstraße 60
D–10829 Berlin
S-Bahn Julius-Leber-Brücke + Südkreuz · Bus 106 + 204
Matthew Deleget [*1972 in Hammond, Indiana, US] ist ein
Multitalent in der reduktiven Kunstszene der USA. Als aktiver Künstler,
Kurator, Dozent, Autor und Betreiber des legendären Minus Space in
Brooklyn/NY, setzt er seine gesamte Kraft dafür ein, die Wahrnehmung und
Relevanz minimal-konzeptueller Positionen in der zeitgenössischen Kunst zu
fördern.
In seinem eigenen künstlerischen Werk gelingt es ihm, die umfangreichen
Kenntnisse der aktuellen wie der vergangenen Strömungen der Kunstrichtungen
dieser Prägung und ihrer Entwicklungen frei von rein ästhetischen oder
formalen Anleihen daran einfließen zu lassen. Er arbeitet stets radikal,
konzeptuell scharf und bisweilen hart und provokativ. Mit seinen
bildnerischen Aussagen fordert er die nicht-abbildende Kunst und ihre
Akteure dazu auf, gesellschaftliche und politische Aktualitäten nicht
auszublenden sondern subtil und individuell zu reflektieren, um das
freiheitliche Weiterdenken bei den Betrachtenden einzufordern und dadurch
Impulse zu einer selbsttätigen Analyse der Gegenwart an sich zu fördern.
"[...] Meine Arbeit nimmt auf, verdaut und reagiert darauf, was ich täglich
um mich herum sehe und höre – urbane Kultur, Grundsätze der
Unternehmensführung, Nachrichtenpropaganda, aussichtslose Kriege, religiöser
Fundamentalismus, skrupelloser Materialismus und mehr. Mir geht es darum,
das Thema der reduktiven Abstraktion von jedem möglichen Blickwinkel aus
anzugehen.", schreibt Matthew Deleget
2012 in seinem Beitrag zu
FutureShock OneTwo, einer internationalen
Gruppenausstellung bei dr. julius | ap.
Im Nachgang dazu stellte Matthew Deleget in "Related Lines" mit Hartmut Böhm
in 2015 erstmals umfangreicher in Berlin aus. Für die Duo-Ausstellung in
2017 hat er fünf neue Arbeiten seiner Werkgruppe der broken monochrome
paintings ausgeführt und als direkte Kommentare zur aktuellen Situation in
den Vereinigten Staaten nach der Machtübernahme durch die
Trump-Administration benannt.
Natalie Reusser [*1988 in Bern, CH] erarbeitet auf
vielfältige und unkonventionelle Weise eigene Wege zur Überwindung
tradierter Auffassungen in der bildenden Kunst, in erster Linie ausgehend
von der Malerei. Ihr persönlicher Zugang erfolgte dabei über die
Auseinandersetzung mit der Materialität von Leinwand und Farbe, wodurch in
der Folge immer stärker die textilen Qualitäten der Trägermaterialien an
sich ins Zentrum ihres Interesses rückten. Seither beschäftigt sie sich
forschend und erfindungsreich mit allen Arten von Textilien und Geweben,
eigenen Methoden in deren Be- und Verarbeitung sowie mit spezifisch darauf
angewendeten handwerklichen Techniken. "Es ist Teil meiner Strategie mit
einem möglichst unvoreingenommen Blick der Materialität zu begegnen. Die
Erkundung dieser Stoffe – das Anschauen, Auseinandernehmen, Ergänzen,
Nachahmen, Umwandeln, Kombinieren – legt Eigenschaften und Qualitäten
jenseits der ihnen zugedachten Funktionen frei. Ich verstehe meine
Arbeitsweise somit als einen permanenten Dialog mit dem Unbekannten" merkt
die Künstlerin selbst dazu an.
Es sind so Arbeiten entstanden, die von auf Leinen oder alltäglichen Stoffen
aufgebrachten und bearbeiteten Farbschichten bzw. Materialkombinationen bis
hin zu Objekten beispielsweise aus Carbon- oder Glasfasern reichen. Dabei
experimentiert Natalie Reusser sowohl mit Gesso oder Ton, Ölfarben oder
Acryllacken als auch mit unkonventionellen Modifikationen von Werkstoffen.
Die Nutzung von Materialien aus der industriellen High-Tech-Entwicklung
jenseits ihres ursprünglichen Zwecks, wie etwa Carbon-, Glas- Aramid- oder
Dyneemageweben als Bestandteile ihrer Arbeiten, führt dabei zu innovativen
Ergebnissen, die sich die Künstlerin aneignet und auf deren Basis sie ihre
nächsten Versuche anstellt.
Nach ihrem Beitrag zu START-UP! ist die Duo-Ausstellung mit Matthew Deleget
die erste umfassende Gelegenheit, die erfrischende und überraschende Kunst
von Natalie Reusser bei dr. julius | ap zu sehen.
KICKIN' THE TIRES stellt diese beiden aus biografisch ganz
unterschiedlichen Hintergründen entstanden Haltungen einander gegenüber bzw.
einander zur Seite. Gemeinsam ist ihnen etwa die Skepsis gegenüber den
Konventionen, Dogmen und Gesetzen des Überkommenen bzw. der Tradition. Der
Titel bezieht sich dabei auf eine in der Frühzeit der Automobile im
Amerikanischen aufkommende Redewendung, wo man die oft unzureichende
Qualität des Materials der Reifen durch Dagegentreten überprüfen musste,
also auf das direkte Hinterfragen der Beschaffenheiten des Angebotenen.
_ June 22 through July 22, 2017
Matthew Deleget [b. 1972, Hammond, Indiana, US] is a
multi-talented artist active in the American reductive art scene. As an
artist, curator, lecturer, author, and co-founder of the legendary gallery
MINUS SPACE in Brooklyn, New York, he has devoted his career to promoting
the visibility and relevance of the minimal-conceptual approach in
contemporary art.
Deleget’s own work incorporates his extensive knowledge of current and past
trends of this artistic approach, but does not simply borrow aesthetic or
formal ideas. Deleget’s work is persistently radical, conceptually sharp,
and sometimes even severe and provocative. His visual statements
invitenon-figurative art and artists not to shut out current social and
political realities, but rather to reflect on them in subtle ways that
challenge viewers to think for themselves, thereby stimulating individual,
independent analysis of the contemporary world in general. “[…] my work
absorbs, digests, and reacts to what I see and hear around me daily in my
environment—urban culture, corporate government, news propaganda, unwinnable
wars, religious fundamentalism, unconscionable materialism, and more. I am
interested in attacking the problem of reductive abstraction from every
possible vantage point,” Matthew Deleget wrote in 2012 in conjunction with
his contribution to FutureShock OneTwo, an international group show at dr.
julius | ap.
The first extensive exhibition of Deleget’s work in Berlin was in 2015, in
the joint show “Related Lines”with Hartmut Böhm. For this 2017 duo show he
completed five new pieces in the series broken monochrome paintings, whose
titles comment directly on the current situation in the United States in the
wake of Trump’s rise to power.
In varied and unconventional ways, Natalie Reusser [b. 1988
in Bern, Switzerland] strives to overcome inherited conceptions of visual
art, and painting in particular. Her approach developed out of a fundamental
engagement with the materiality of canvas and paint, through which the
textile qualities of the supporting material increasingly became the focal
point. Since then she has explored all kinds of textiles and fabrics,
working inventively to develop personal methods of handling and treatment,
as well as experimenting with techniques specific to each material. “My
strategy is to confront materials in as unprejudiced a way as possible. My
investigation of these fabrics—through looking, deconstructing, adding,
imitating, transforming, and combining—exposes characteristics and qualities
that transcend the fabric’s intended function. I therefore see my method as
a constant dialogue with the unknown,” Reusser explains.
This method has led to works ranging from paint layered and worked on linen
or other common fabrics, to assemblages, to objects made of glass- or carbon
fibers. Reusser also experiments with gesso and clay, oil- and acrylic
paint, and with unconventional modifications of materials. The application
of materials from the high-tech industry, such as carbon-, glass-, aramide-,
or Dyneema fabric, for new purposes often leads to innovative results, which
the artist then appropriates and uses as a starting point for her next
project.
Following Reusser’s participation in START-UP!, this duo-show with Matthew
Deleget is the first major opportunity to see her refreshing, surprising art
at dr. julius | ap.
KICKIN’ THE TIRES sets these two perspectives, which derive
from biographically very different backgrounds, across from and next to each
other. The two artists nonetheless share a skepticism toward convention,
dogma, and received rules and tradition. The title references an expression
that comes from the early era of the automobile in America, when potential
car-buyers would test the often-dubious quality of tires by kicking them: an
unmediated scrutiny of the nature and composition of the product on offer.
Eine eigene Edition zusätzlich zur laufenden Ausstellungsarbeit zu
etablieren, liegt für eine inhaltlich definierte Programmgalerie wie dr.
julius | ap nahe. Unter dem Namen edition ROTE INSEL sind insofern seit 2010
bereits Publikationen zu den Künstlerinnen und Künstlern des Programms auf
der Website rote-insel.com in loser Folge versammelt.
In einem weiteren Bereich werden nun ab Mai 2017 dort auch Kunstwerke aus
dem Programm als Auflagen- und Reihenarbeiten angeboten werden. Dem liegt
die Überzeugung zugrunde, dass sich verdichtete, in Serie angelegte Arbeiten
von Künstlerinnen und Künstlern des zeitgenössischen konzeptuellen Felds
besonders gut eignen, um aktuelle Ideen und Haltungen der Kunst dieser
Prägung in ihrer ganzen Breite und Tiefe deutlich zu machen. Ein
wesentlicher Aspekt ist zudem, diese auch einer neuen Generation
Kunst-Interessierter leicht zugänglich zu machen und sie dafür zu
erreichbaren Preisen anbieten zu können.
dr. julius | ap zeigt insofern als Auftakt in START-UP! Werke in Auflagen
und Reihen von Künstlerinnen und Künstlern des etablierten Galerieprogramms
sowie geladener Gäste in einer Gruppenausstellung. Wie der Titel impliziert,
sind vorwärtsblickende, neue Wege suchende sowie teils auch experimentelle
Konzepte deren inhaltlich tragende Momente, sowohl was die einzelnen
Arbeiten als auch den Charakter ihrer Zusammenstellung betrifft.
Dies unterstreicht anschaulich, welche künstlerische Kraft,
Innovationsfreude und Frische der zeitgenössischen konzeptuell minimal
konkreten Kunst gerade heute innewohnt.
START-UP!
Multiples + Series
Anna-Maria Bogner [AT] ∙ Monika Brandmeier [DE] ∙ Jeongmoon Choi [KR] ∙
Anette Haas [DE] ∙ José Heerkens [NL] ∙ Riki Mijling [NL] ∙ Regine Schumann
[DE] ∙ Esther Stocker [IT] ∙ Denise Winter [DE] ∙ Susan York [US] ∙ Annett
Zinsmeister [DE] ∙ Douglas Allsop [GB] ∙ Carlo Battisti [IT] ∙ Wolfgang
Berndt [DE] ∙ Hartmut Böhm [DE] ∙ Stephan Ehrenhofer [AT] ∙ Gerhard Frömel
[AT] ∙ Daniel Göttin [CH] ∙ Gilbert Hsiao [US] ∙ Ray Malone [IE] ∙ Jan van
Munster [NL] ∙ Julius Stahl [DE] ∙ Don Voisine [US] ∙ Peter Weber [DE] sowie
Daniela Comani [IT] ∙ Anna Kubelik [CH] ∙ Friederike von Rauch [DE] ∙
Natalie Reusser [CH] ∙ Dieter Balzer [DE] ∙ Willem Besselink [NL] ∙ Alain
Biltereyst [BE] ∙ Robert Gschwantner [AT] ∙ Hansjörg Schneider [DE] ∙ Tim
Stapel [DE]
+
Susan Philipsz [GB]
_ April 28 through May 27, 2017
For a gallery defined by a clear content-driven programme like dr. julius |
ap, the choice to establish an in-house edition parallel to current
exhibitions seems an obvious one. Since 2010, publications on the individual
artists have appeared in loose succession under the name edition ROTE INSEL,
and are collected on the website rote-insel.com.
Additionally, beginning in May 2017, edition ROTE INSEL will offer multiples
and series from the gallery’s programme. This project stems from the
conviction that condensed works mounted in series by contemporary conceptual
artists are particularly well-suited to express the depth and breadth of the
current ideas and attitudes characteristic of this artistic approach.
Another fundamental motivation is the possibility of making such work easily
available to a new generation of art enthusiasts at affordable prices.
To launch this new endeavor, dr. julius | ap will show multiples and series
by artists from the gallery’s programme, as well as invited guest artists,
in the group exhibition START-UP! As the title implies, forward-looking,
often experimental concepts that forge new paths are the focus, both of the
individual works and of the composition of the exhibition.
This project dramatically foregrounds the artistic power, innovative spirit,
and freshness intrinsic to contemporary conceptual minimal concrete art.
START-UP!
Multiples + Series
Anna-Maria Bogner [AT] ∙ Monika Brandmeier [DE] ∙ Jeongmoon Choi [KR] ∙
Anette Haas [DE] ∙ José Heerkens [NL] ∙ Riki Mijling [NL] ∙ Regine Schumann
[DE] ∙ Esther Stocker [IT] ∙ Denise Winter [DE] ∙ Susan York [US] ∙ Annett
Zinsmeister [DE] ∙ Douglas Allsop [GB] ∙ Carlo Battisti [IT] ∙ Wolfgang
Berndt [DE] ∙ Hartmut Böhm [DE] ∙ Stephan Ehrenhofer [AT] ∙ Gerhard Frömel
[AT] ∙ Daniel Göttin [CH] ∙ Gilbert Hsiao [US] ∙ Ray Malone [IE] ∙ Jan van
Munster [NL] ∙ Julius Stahl [DE] ∙ Don Voisine [US] ∙ Peter Weber [DE]
and
Daniela Comani [IT] ∙ Anna Kubelik [CH] ∙ Friederike von Rauch [DE] ∙
Natalie Reusser [CH] ∙ Dieter Balzer [DE] ∙ Willem Besselink [NL] ∙ Alain
Biltereyst [BE] ∙ Robert Gschwantner [AT] ∙ Hansjörg Schneider [DE] ∙ Tim
Stapel [DE]
+
Susan Philipsz [GB]
Λ top _ 16. März - 15. April 2017
Alle Bilder © dr. julius | ap / Monika Brandmeier / VG Bild-Kunst
Gängige Materialien werden zu unbekannten Gegenständen verarbeitet, bekannte
Gegenstände zu ungewohnten Bildern.
Monika Brandmeiers Skulpturen und auch die Motive ihrer Fotografien
thematisieren die Verbindung zu ihren Orten und Stellen. Die Arbeiten werden
verbindlich durch ihren physischen Kontakt zur Wand oder ihren Bezug zu den
Rändern des Bildformats.
Die Feststellungen, die Monika Brandmeier trifft, sind also weniger als
belastbare Aussagen zu verstehen, sondern als Arretierung und Stabilisierung
loser Teile, die als vorübergehende Festlegungen nicht zuletzt Fragen der
Befestigungstechnik berühren.
-------------------English-----------------
_ March 16 - April 15, 2017
Common materials are transformed into unfamiliar objects, familiar objects into unusual images. Monika Brandmeier’s sculptures and photographs are concerned with their relationships to places and positions. The works become binding through their contact with walls or in reference to the edges of the pictorial surface. The determinations that Monika Brandmeier makes should therefore be understood less as absolute declarations than as a capturing and stabilizing of loose parts: something temporarily fixed that also raises questions about fastening techniques.
S-Bahn Julius-Leber-Bruecke + Suedkreuz · Bus 106 + 204 T +493024374349 · www.dr-julius.de · www.artsy.net/dr-julius-ap
Λ top _ 24. November 2016 bis 28. Februar 2017
In ihrer Malerei arbeitet Esther Stocker [*1974, Silandro/Schlanders, IT] seit langem am Thema des Rasters und dessen Störungen, Abweichungen, Verformungen und Überlagerungen. Darüber hinaus gehend hat sie diese Auseinandersetzung bald in die dritte Dimension erweitert und ist durch zahlreiche großmaßstäbliche Arbeiten, wie installativen Räumen, Wandarbeiten an öffentlichen und privaten Orten sowie Kunst am Bau Projekten seit vielen Jahren auch in diesem Bereich zu einem Begriff in der internationalen Kunstwelt geworden.
So auch bei den Kuratoren
der Setouchi Triennale in Japan, die 2016 zum dritten Mal in der Inland Sea
Region auf zwölf Inseln und an zwei weiteren Standorten renommierte
japanische und internationale Kunstschaffende aus der Bildenden Kunst,
Architektur, Musik und Theater zu einem einzigartigen Artfestival - so die
Eigenbezeichnung - versammelt hat. Auf der Liste der an der Triennale
Teilnehmenden finden sich z.B. Pipilotti Rist, Tobias Rehberger, James
Turrell oder Christian Boltanski neben vielen japanischen Künstlerinnen und
Künstlern, aus der Architektur etwa Tadao Aando oder Kazuyo Sejima und Ryue
Nishizawa [SANAA] sowie zahlreiche heimische Tanz- und Musikensembles.
Gegründet mit dem Ziel, der von schwindender Bevölkerung betroffene
Inselregion durch die Kunst neue Impulse zu verleihen und diese somit an
sich wieder attraktiver zu machen, findet die Triennale in drei Perioden im
Frühjahr, Sommer und Herbst eines Veranstaltungsjahres statt und verbindet
mithilfe von Fährschiffen die einzelnen Spielorte.
Esther Stocker bekam die Einladung, das nicht mehr genutzte Gebäude eines
ehemaligen Kindergartens auf der Insel
Awashima
räumlich-installativ zu
bearbeiten, sowie vier Stationen der
Uno Port Line, einer Bahnlinie die von
Honshu zum gleichnamigen Hafen führt, außen mit diese verbindenden und
wiedererkennbaren Gestaltungen zu versehen.
Schon in der Planungsphase dieser Projekte entstand die Idee, diese
speziellen Arbeiten am Ende des Jahres bei dr. julius | ap in einer
Ausstellung zu zeigen, die zudem den grundlegenden Bezug zur Architektur in
Esther Stockers Oeuvre thematisiert. So werden die in Japan entstandenen
Projekte anhand von Fotografien der Realisierungen in der Galerie
dargestellt und mit Beispielen ihrer Malerei und Skulptur sowie einer
ortsspezifischen Intervention in Beziehung gesetzt. Dabei wird deutlich,
welche strukturelle Nähe zwischen Esther Stockers künstlerischer
Beschäftigung mit dem Raster als Phänomen in drei Dimensionen insbesondere
innerhalb von architektonischen Bezügen zu entdecken ist, und welch
spannungsreiche Beziehung von Raum und Kunst sie in diesen Kontexten jeweils
entstehen lässt.
-------------------English-----------------
_ On view by appointment only through the end of February 2017
Esther Stocker’s [b. 1974,
Silandro/Schlanders, IT] work has long been concerned with grids—and with
disruptions, variations, distortions, and interactions between grid
structures. Stocker’s engagement with the theme soon expanded into the third
dimension, and her many large-scale works, such as installations, murals in
public and private spaces, and art-in-architecture projects, have garnered
her a name in the international art world. She has also found favor with the
curators of the Setouchi Triennale in
Esther Stocker was invited to create
a spatial installation in the disused building of a former kindergarten on
the
As the project was still in the
planning stage, the idea arose to show this special
work at dr. julius | ap in a year-end exhibition that will
also highlight the underlying importance of architecture in Esther Stocker’s
work. Thus the projects from
S-Bahn Julius-Leber-Bruecke + Suedkreuz · Bus 106 + 204 T +493024374349 · www.dr-julius.de · info@dr-julius.de